Prodi, Romano (1939 - )

Romano Prodi (Photo: EU Commissionen)
EU-Kommissionspräsident, gewählt im Jahr 1999 nach dem Rücktritt der Santer-Kommission. Prodi ist ehemaliger italienischer Ministerpräsident und Professor für politische Ökonomie. Er ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Seine Tendenz, "das Kind beim Namen zu nennen" erfreut manche Euro-Skeptiker und bringt mitunter seine eigenen Mitarbeiter aus der Fassung. So nannte er etwa im Jahr 2002 den Stabilitäts- und Wachstumspakt einen "Pakt der Dummheit", weil er zu unflexibel sei, um innerhalb der Eurozone mit aktiven Arbeitsmarkt- und Wachstumsprogrammen mit volkswirtschaftlichen Prolbemlagen fertig zu werden. Mit Bezugnahme auf die schnelle Eingreiftruppe der EU, welche von der britischen Regierung und anderen nicht als eine europäische Armee verstanden wird, erklärte er: "Als ich über eine europäische Armee sprach, habe ich keine Witze gemacht. Wenn sie es nicht europäische Armee nennen wollen, dann nennen sie es ebennicht europäische Armee. Sie können es meinetwegen 'Margarethe' nennen, sie können es auch 'Annemarie' taufen, sie können meinetwegen jeden Namen erfinden, aber es ist ein gemeinsamer Fortschritt für friedenserhaltende Missionen - und es ist das erste Mal, dass es sich um einen gemeinsamen Fortschritt auf europäischer Ebene handelt und nicht bloß um einen bilateralen". Während der Abstimmungskampagne in Dänemark 2000 über die Zustimmung zur einheitlichen Währung erklärte er den dänischen Abstimmungsberechtigten, dass sie natürlich nicht verpflichtet seien, mit einem “Ja” für den Euro zu stimmen. Während des irischen Referendums zum Nizza-Vertrag 2002 erklärte Prodi, dass die EU Osterweiterung weitergehen werden, gleichviel, ob die Iren dem Nizza-Vertrag oder nicht. "Nizza" sei lediglich die politische, jedoch nicht die rechtliche Grundlage für eine Erweiterung - diese Nachricht lief der Argumentation der irischen Regierung und der Kampagne der Befürworter einer Zustimmung zuwider. Unter vollständiger Geheimhaltung setzte er eine kleine Gruppe von EU-Bediensteten um François Lamoureux ein, um einen vollständigen Verfassungsentwurf zu erarbeiten, genannt "Penelope", wie die Frau des Odysseus in der griechischen Mythologie. Das Dokument wurde in geringer, durchnummerierter Zahl vervielfältigt und bis zum letzten Augenblick geheim gehalten. Nach Einbringung des Vorschlages wies die Mehrheit der Kommissionsmitglieder den Entwurf daher jedoch zurück befürwortete eine "offizielle" Stellungnahme an den Verfassungskonvent. Daher hat Prodis "Penelope"-Entwurf lediglich einen Status als vorläufiges Arbeitspapier, obwohl er wesentlich detaillierter und mit größerer politischer Sensibilität geschrieben ist als das offizielle Dokument der Kommission. Prodi ist überzeugter und praktizierender Europa-Föderalist. So veröffentlicht er Teile seines Posteingangsverzeichnisses im Internet und macht die Tagesordnung sowie die angesetzte Gesprächsdauer der Tagesordnungspunkte der EU-Kommission teilweise im Internet verfügbar. Prodi wird bei den nächsten italienischen Parlamentswahlen als möglicher Spitzenkandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Italien gehandelt, er ist Mitglied des Mitte-Links-Bündnisses "Ulivo". Links http://europa.eu.int/comm/commissioners/prodi/index_en.htm